Mit dem Pferd von Ulan-Bator nach Ulm
29.06.2012
Monika Koch und Heiner Tettenborn - Zwei "Verrückte" - ich kann es nicht anders bezeichnen, als ich ihre Geschichte hörte. Aber den beiden Globetrottern ging es sicherlich genauso. Sie erfuhren von dem Vorhaben eines Mannes, der mit dem Pferd von Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei, nach Paris reiten wollte. Aber Verrückte sterben bekanntlich nie aus. Und so sprang der Virus des Unbekannten, des noch nie da Gewesenen, auf unsere zwei Referenten über. Über mehrere Jahre wurde die Reise akribisch materiell und finanziell vorbereitet, man machte sich gedanklich mit dem Land vertraut und aktivierte alte Bekanntschaften, die zu dem Reisezeitpunkt in der Mongolei verweilten. Im Sommer 2004 begann ihr Ritt durch die Mongolei und den Nordwesten Chinas mit dem wochenlangen Akklimatisieren und Vorbereiten der Reise. Die unvorhersehbaren Schwierigkeiten begannen schon mit der Beschaffung der geeigneten Pferdesättel und dem Zaumzeug für die Pferde. Ein noch größeres Problem stellte die Auswahl der geeigneten Pferde dar. Pferde, die reif waren für den Schlachthof, wurden ihnen zu Dutzenden angeboten. Aber junge, ruhige und für den Marsch geeignete Pferde waren dünn gesät. Dazu muß man wissen, daß Pferde die Lebensgrundlage der mongolischen Nomaden sind.
Nach wochenlangen Suchen wurden sie mithilfe ihrer neuen mongolischen Freunde fündig. Der Tierarzt im Haus erspart den Fachmann. Von seiner Reisebegleiterin, einer ausgebildeten Tierärztin wurden drei geeignete Tiere gefunden. Die Reise begann mit wochenlanger Verspätung durch die mongolische Steppe und die großartigen Berglandschaften Zentralasiens. Wir erfuhren etwas von der Gastfreundschaft und den beschwerlichen Leben der mongolischen Nomaden. Der gewählte Lebensstil unserer Referenten war selbst für sie ungewohnt. Schon nach kurzer Zeit wurde ihnen bewußt, daß sie ihr Ziel, 12.000 km bis Ulm, in Ihrer zur Verfügung stehenden Zeit nie erreichen würden. Das Tagespensum lag bei 20 Km. Mehr war einfach nicht drin. Das Gepäck morgens aufsatteln dauerte allein schon drei bis vier Stunden. Am zeitigen Nachmittag das Ganze retour. Zeltaufbau, Essen kochen, die Tiere mit Futter versorgen und bei Unaufmerksamkeit die Pferde zwei Tage wieder einsammeln. So machten sie von ihrer großen Reise immer mehr Abstriche. Ein großes Problem bekamen sie mit ihrem Transportmittel. Es war schwanger und gebar so ganz nebenbei ein kleines Fohlen. Leider war es eine Totgeburt. Das alles in der endlosen Steppe und ohne Medikamente, um dem Pferd richtig helfen zu können. Endlich an der chinesischen Grenze angekommen, war für sie Endstation der Reise. Trotz tagelanger Verhandlungen waren die chinesischen Zöllner unerbittlich und ließen ihre Pferde nicht passieren. So entschloss sich die kleine Reiseschar wieder umzukehren und die drei Pferde ihren Vorbesitzer wieder zurück zu bringen. Sie wären sonst in einem Schlachthaus gelandet. Mit einem alten klapprigen Laster und jeder Menge Strohballen ging es auf eine abenteuerliche Fahrt über 800 km durch die Steppe. "Da vorn, hinter dem Stein müssen wir links abbiegen!" Wieder sind einige Wochen vergangen. Anschließend begaben sie sich mit dem Zug auf chinesisches Territorium. Und das Spiel begann von vorn. "Neue Pferde neues Glück". Nach einigen Wochen der abenteuerlichen Reise durch den Osten von China kehrten sie in ihre Heimatstadt Ulm zurück.
Übrigens der Rest der Reise wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Die Familienplanung hat Vorrang.